Das Jahr 2015 war für Freifunk Wiesbaden ein erfolgreiches Jahr. Wir möchten an dieser Stelle in einem kleinen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate vorstellen, was die Wiesbadener Freifunk-Community mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit erreicht hat.
Zu Beginn des Jahres schmiedeten wir auf unseren monatlichen Treffen und auf der Mailingliste bereits Pläne, wie wir Freifunk in der hessischen Landeshauptstadt bekannter machen und weiter verbreiten wollten. Viele dieser Ideen konnten wir tatsächlich umsetzen, dazu kamen auch noch viele kurzfristige und spontane Aktionen. Aber dazu später mehr.
Wir starteten im Januar mit etwa zwei Handvoll Nodes, also Freifunk-Knoten, in Wiesbaden. Um unser Projekt einer größeren Öffentlichkeit vorstellen zu können, arbeiteten wir zunächst an einem Flyer mit Informationen und einer ausführlicheren Broschüre, die wir im Stadtgebiet verteilten. Für Knotenbetreiber entwarfen wir Aufkleber, mit denen sie auf ihr Freifunk-Angebot hinweisen können.
Außerdem ging unsere neue Webseite online, auf der wir alle wichtigen Informationen zusammenfassten, z. B. die Anleitung zum Mitmachen; und im Blog veröffentlichen wir seitdem regelmäßig Neuigkeiten.
Im Hintergrund lief die Umstellung unseres Netzes auf die Gluon-Firmware auf Hochtouren. Nach einer erfolgreichen Beta-Phase konnte das Freifunk-Netz schließlich im März auf die neue, stabile Plattform umgezogen werden: ein Meilenstein! (mehr dazu demnächst in einem eigenen Artikel)
Kurze Zeit später ging dann auch unser internes Webportal online, das nur innerhalb des Freifunk-Netzes unter ffwi.org erreichbar ist. Die Knoten-Karte, die stadtweit die Standorte der Freifunk-Knoten anzeigt, stellten wir im Mai auf eine neue Software-Version um, die eine noch bessere Visualisierung des Netzes ermöglicht.
Um der zunehmenden Anzahl an Freifunk-Knoten und -Nutzern besser gerecht zu werden, aber auch um für die Zukunft gewappnet zu sein, richteten wir im Juni neue „Gates“ ein. Das sind Freifunk-Server, mit denen die Traffic-Last besser verteilt werden kann. Gleichzeitig bieten sie auch mehr Ausfallsicherheit. Kurze Zeit später ging dann auch bereits der 64. Knoten online.
Im Bürgerbeteiligungsausschuss der Stadt Wiesbaden stellten wir Freifunk der Stadt vor, und auch mit den einzelnen Parteien kamen wir ins Gespräch. Das Interesse an Freifunk wuchs weiter an, und wir beschlossen, unser Projekt noch weiter in die Öffentlichkeit zu rücken.
Das Open Air-Kino der Bilderwerfer in den Reisinger-Anlagen war die erste größere Veranstaltung, die wir kostenlos mit Freifunk versorgten. Dabei sammelten wir zum einen viel technische Erfahrung, zum anderen versandten wir unsere erste Pressemitteilung zu dieser Aktion. Die Resonanz bestand aus sehr positiven und motivierenden Berichten in zahlreichen Medien, u.a. im Wiesbadener Kurier, in der Hessenschau, in der Main-Spitze und im Sensor Wiesbaden.
Mit neuem Selbstvertrauen im Rücken nahmen wir als nächstes Projekt die Bespielung des Folklore Festivals auf dem Schlachthof-Gelände in Angriff. Dort betreuten wir über die gesamte Festivalzeit einen eigenen Info-Stand, an dem auch unser Freifunk-Mast befestigt war. Über Richtfunk und den historischen Wasserturm bewerkstelligten wir den Anschluss ans Wiesbadener Freifunk-Netz (Fotos).
Nur eine Woche später fand am selben Ort das 1. Wiesbadener Street Food Festival statt, für das wir ebenfalls Freifunk zur Verfügung stellten (Fotos). Ende September bauten wir unseren Info-Stand schließlich auf dem Wiesbadener Stadtfest auf und unterhielten uns mit vielen interessierten Besuchern.
Wie auf dem Diagramm gut zu sehen ist, nahmen sowohl die Anzahl der Knoten als auch die Anzahl der Nutzer kontinuierlich zu. In der ersten Jahreshälfte kristallisierte sich ein „harter Kern“ der Wiesbadener Freifunker heraus. Neben dem zentralen Kontaktmedium Mailingliste spielten insbesondere die regelmäßigen monatlichen Treffen eine herausragende Rolle.
Im September trat eine Anwohnerin aus Nordenstadt auf uns zu und fragte an, ob wir nicht die Flüchtlingsnotunterkunft in der Taunushalle über ihren Internetanschluss mit Freifunk versorgen könnten. Natürlich konnten wir! Es folgten weitere Unterkünfte u. a. in Breckenheim, in Taunusstein-Wehen, sowie insbesondere die August-Herrmann-Francke-Schule und das Simeonhaus. Dabei wurden wir tatkräftig und finanziell unterstützt von Anwohnern, der Stadtentwicklungsgesellschaft, der Hochschule RheinMain, von Hilfsorganisationen (DRK, Malteser, Johanniter), von der Feuerwehr, vom Katastrophenschutz und von vielen Helfern und Spendern.
Für die Performance „80 Minuten Freiheit“ des Staatstheaters organisierten wir in Zusammenarbeit mit dem Chaos Computer Club Mainz/Wiesbaden (der uns auch freundlicherweise seine Räume für unsere Treffen zur Verfügung stellt) die Freifunk-Versorgung des Alten Gerichts in der Innenstadt. Unterdessen tauchten immer mehr Knoten auch in Idstein, Eltville, Flörsheim, Taunusstein, Nauheim und weiteren Gemeinden in der näheren Umgebung auf, die das Wiesbadener Netz vergrößern.
Schließlich gaben wir, zusammen mit weiteren hessischen Freifunk-Communities, bei einer öffentlichen Anhörung im Hessischen Landtag eine Stellungnahme zum Ausbau öffentlicher WLAN-Hotspots ab. Darin boten wir an, mit dem Land und einzelnen Kommunen zusammenzuarbeiten, um freie WLAN-Netze in Hessen voranzubringen.
Der weitere Ausbau unseres drahtlosen Freifunk-Netzes in der Stadt und darüber hinaus bleibt auch weiterhin unser Ziel im neuen Jahr 2016. Daher freuen wir uns über alle Freiwilligen, die bei dieser Aufgabe mithelfen wollen. Mitmachen ist ganz einfach und auf viele verschiedene Arten möglich.